7. November 2019

3 Leseminuten

Fintech und Innovation

Quant 101: Faktoren
Nachdem wir Quant Investments, deren Vorteile und Clustering erklärt haben, wird es Zeit für "Faktoren".
Nicholas Flaherty Image

Nicholas Flaherty, Investment Strategist at FWU Invest S.A.


Was sind „Faktoren“? Und warum werden sie verwendet?

Es ist eigentlich recht einfach – sogenannte Faktoren bieten die Möglichkeit, bestimmte Merkmale von Aktien zu identifizieren, um die Wertentwicklung des Marktes zu übertreffen und die Aktien somit attraktiv zu machen.

Einer der am meisten etablierten Faktoren ist z.B. der  Faktor "Wert ". Durch diesen können billige Aktien identifiziert werden, indem Kennzahlen wie Preis/Gewinn, Preis/Buchung oder Preis/Cash Flow bewertet werden. Die Daten zeigen auf, dass die Investitionen in Unternehmen, die niedrige Werte für diese Kennzahlen aufweisen, langfristig tendenziell den Markt übertreffen wird. Dieses Verhaltensverzerrung wird in der Fachliteratur noch diskutiert, vermutlich basiert sie aber darauf, dass die Erwartungen der Investoren an günstigere Unternehmen zu negativ sind und sich diese Einstellung dann erst über die Zeit hinweg korrigiert.

Um auf eine Überperformance hinzuweisen, eignet sich ein weiterer Faktor, nämlich "Qualität": ein Indikator für Unternehmen mit guten Bilanzen und hohen Cashflows. Auch "geringe Volatilität" ist ein Faktor – hier zeigen die Daten, dass stabilere Aktien, also Aktien die weniger am Markt schwanken, tendenziell “überperformen“ werden.

Der Hintergrund zur Verwendung von Faktoren ist also, die charakteristischen Merkmale von Aktien zu identifizieren, die sie attraktiv machen und nachweislich zu einer „Outperformance“ führen. Das heißt, unser Ziel ist es, durch Merkmale unser Portfolio auf Unternehmen auszurichten, die bei diesen Werten gut abschneiden und sie von schlecht performenden Unternehmen zu unterscheiden. Wie bereits erwähnt, haben verschiedene Faktoren bewiesen, dass sie langfristig zu einer Überperformance führen, was Grund genug ist, sie in den Prozess einzubeziehen. Es kann aber auch zu kurzfristigen Variationen kommen. In der Tat kann es sein, dass man sich in dem einem Jahr auf den Faktor "Wert" beziehen sollten, während im nächsten Jahr der Faktor "Qualität" sinnvoller ist.  Daher ist es sinnvoll Faktoren einzuordnen nach der größten Sinnhaftigkeit.

Diese Einordnung können wir durch eine Analyse des „Momentums“ erreichen. Das Momentum bietet die Möglichkeit, steigende Trends zu erkennen und auf den Trend aufzuspringen. Denn wie jahrzehntelange Daten zeigen, besteht die Tendenz, dass in der nahen Vergangenheit gestiegene Aktien in Zukunft weiter steigen. Mit Hilfe des Momentums können wir also Bereiche des Marktes identifizieren, die einen steigenden Trend aufweisen - diese Erkenntnis nutzen wir, um uns auf diejenigen Faktoren zu konzentrieren, die sich in Bewegung setzen, und die, die stagnieren zu ignorieren. Erfolgreich war dieser Ansatz zum Beispiel zu Ende 2018 – eine Zeit, in der die Angst am Markt aufgrund des US-amerikanischen Handelskrieges und globaler Wachstumsbedenken zunahm. mit Hilfe der Momentumanalyse erkannten wir den Anstieg der defensiveren Faktoren (wie "Qualität") und erzielten höhere Erträge als die Allgemeinheit auf dem Markt.

Zusammenfassend kann man sagen, wir verwenden Faktoren, um bestimmte Merkmale von Aktien zu identifizieren, die in der Vergangenheit eine Tendenz zur Überperformance gezeigt haben. Da jedoch eine Reihe an Variationen auftreten können die kurzfristig entstehen können und erfasst werden müssen, verwenden wir die Momentumsanalyse.