Zusammenfassung

Jede Gesellschaft benötigt Liquidität, um zu funktionieren und ihre Aufgaben zu erfüllen, aber wenn die verfügbaren finanziellen Mittel nicht ausreichen, wird häufig auf Schulden zurückgegriffen.

Das Gleiche gilt für einen Staat, der öffentliche Ausgaben tätigen muss, aber nicht immer über die entsprechenden Mittel zu deren Finanzierung verfügt.

Wie private Unternehmen kann sich auch der Staat das Geld leihen, das er benötigt, und dabei Schulden machen, die in diesem Fall als Staatsverschuldung bezeichnet werden.

Zum besseren Verständnis des Themas, das wir in diesem Leitfaden besprechen werden, definieren wir daher zunächst die Staatsverschuldung: Sie bezeichnet die Verschuldung eines Staates gegenüber anderen öffentlichen und privaten Stellen.

Technisch ausgedrückt ist die Staatsverschuldung der Gesamtbetrag der Schulden, die ein Staat zur Deckung seines Finanzbedarfs aufgenommen hat, und sie entspricht dem Nominalwert aller konsolidierten Bruttoverbindlichkeiten der öffentlichen Verwaltungen, von der Zentralregierung bis zu den Gebietskörperschaften.

Wenn wir die Staatsverschuldung in einfachen Worten erklären wollen, können wir sagen, dass es sich um den Geldbetrag handelt, der aufgenommen wurde, um das Funktionieren des Staatsapparates zu gewährleisten.

Nachdem wir gesehen haben, was Staatsverschuldung ist, können wir besser verstehen, wie und warum die Verschuldungssituation verschiedener Länder oft einen besonderen Einfluss auf die Wirtschaft hat.

In vielen wissenschaftlichen Beiträgen wird ein negativer Zusammenhang zwischen Staatsverschuldung und Wirtschaftswachstum festgestellt: Steigt die Staatsverschuldung, sinkt das Wirtschaftswachstum und umgekehrt.

Dieser Zusammenhang wird allerdings erst dann wirklich relevant, wenn das Verhältnis zwischen Schuldenstand und BIP 90 % übersteigt.

Zudem ist die negative Korrelation zwischen Staatsverschuldung und Wirtschaftswachstum nicht notwendigerweise kausal, zumal sie sich auch umkehren kann.

Eine erhöhte Verschuldung kann zu niedrigem Wachstum führen, doch auch das Gegenteil kann zutreffen: Eine hohe Staatsverschuldung kann gerade durch eine stagnierende Wirtschaft verursacht worden sein. Geringere Steuereinnahmen bei gleichbleibenden Ausgaben können eine Ursache dieses Phänomens sein.

Die Staatsverschuldung birgt Risiken und Chancen. Vieles hängt von der Schuldenquote ab: Ist sie niedrig, ist das Risiko eines Zahlungsausfalls für das betreffende Land geringer und umgekehrt.

Eine hohe Staatsverschuldung erschwert die Finanzierung und schränkt damit die Investitionen und Ausgaben des Staates ein, was sich ebenso negativ auf die Wirtschaft auswirkt wie restriktive Maßnahmen wie Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen.

Staatsverschuldung kann aber auch eine Chance sein, wenn sie genutzt wird, um die Entwicklung und damit das Wachstum eines Landes zu fördern, aber auch um Leistungen für die Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten.

Bevor wir uns ansehen, wie sie funktioniert, soll zunächst der Unterschied zwischen Staatsverschuldung und Defizit erklärt werden, zwei Begriffe, die oft fälschlicherweise als Synonyme verwendet werden.

Die Staatsverschuldungist die öffentliche Verschuldung, d.h. die Schuldenposition eines Staates gegenüber seinen Gläubigern.

Das Defizit oder Haushaltsdefizit bezeichnet hingegen die negative Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben, die entsteht, wenn die öffentlichen Ausgaben die Steuereinnahmen übersteigen.

Die Verschuldung eines Staates kann auf verschiedene Weise finanziert werden, wobei die Emission von Anleihen das gebräuchlichste Instrument ist.

Grundsätzlich werden Staatsanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten ausgegeben: kurz-, mittel- oder langfristig.

Zur ersten Kategorie gehören beispielsweise in Italien die BOT-Anleihen (Buoni ordinari del tesoro, Anleihen mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr)und die CTZ-Anleihen (Certificati del tesoro zero-coupon, Zero-Coupon-Wertpapiere mit einer Laufzeit von zwei Jahren), während die CCT (Certificati di credito del tesoro, variabel verzinsliche Anleihen mit einer Laufzeit von sieben Jahren) und die BTP (Buoni del tesoro poliennali, festverzinsliche Anlagen mit einer Laufzeit von drei bis dreißig Jahren) zur zweiten und dritten Kategorie gehören.

Schaut man in andere Länder, so findet man in Deutschland die Bundesanleihen und in den Vereinigten Staaten die Treasury Bonds, um nur einige zu nennen.

Diese Anleihen können von Kleinanlegern, aber auch und vor allem von professionellen Anlegern und großen privaten (z.B. Banken) und öffentlichen (z.B. Banca d’Italia und EZB) Finanzinstituten gezeichnet werden.

Wer in Staatsanleihen investiert, hat einen doppelten Vorteil: Er erhält bei Fälligkeit das eingezahlte Kapital zurück und während der Laufzeit der Anleihe eine zusätzliche Verzinsung.

Diese entspricht den Zinsen auf die Staatsschuld, d.h. den Kosten, die dem Staat entstehen, wenn er sich Geld bei seinen Gläubigern leiht.

Der von verschiedenen Faktoren abhängige Zinsaufwand ist von erheblicher Bedeutung, da er zu den Ausgaben eines Staates zählt.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass ein Land seine Staatsverschuldung und seine Zinsausgaben unter Kontrolle hält.

In Italien ist das Finanzministerium für die Ausgabe und Verwaltung der Staatsschulden zuständig.

Auch in anderen Ländern nimmt das Finanzministerium – in den USA Department of the Treasury genannt – diese Aufgaben wahr.

Wie wir gesehen haben, befinden sich also zwei der fünf am höchsten verschuldeten Länder der Welt in Europa, wo nach Griechenland und Italien Spanien, Frankreich und Belgien zu den am Schlusslichtern gehören.

Eurostat stellte fest, dass Spanien am Ende des ersten Quartals 2023 eine Schuldenquote von 112,8 % aufwies.

Im Juni 2023 beliefen sich die StaatsschuldenSpaniens auf 1.568 Milliarden Euro, ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, der auf Ausgaben zur Bewältigung der Energiekrise, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine und einige von der Regierung ergriffene Maßnahmen zurückzuführen ist.

Frankreich weist mit einer Schuldenquote von 112,4 % und einer Staatsverschuldung von über 3.013 Mrd. Euro zum Ende der ersten drei Monate dieses Jahres ein ähnliches Bild auf.

Die französische Staatsverschuldung hat ihre Wurzeln in den vergangenen Jahrhunderten und ist während der fast tausendjährigen Monarchie aus verschiedenen Gründen angestiegen.

Es wurden enorme Mittel für den Unterhalt der Armee aufgewendet, hinzu kam ein unausgewogenes Steuersystem mit Steuerbefreiungen für bestimmte Regionen oder soziale Gruppen.

Nach Frankreich folgt Belgien mit einer Schuldenquote von 107,4 %. In den letzten Jahren hat sich die Schuldensituation des Landes aufgrund der Unterstützungsmaßnahmen während der Pandemie verschärft, gefolgt von außerordentlichen Interventionen zugunsten von Familien und Unternehmen im letzten Jahr, um die hohen Energiekosten zu bekämpfen.

Um herauszufinden, wer in Europa die höchste Staatsverschuldung hat, und ständig aktualisierte Daten zu diesem Thema zu erhalten, sind die Eurostat-Grafikenideal! Um eine Vorstellung von der Höhe der Staatsverschuldung der europäischen Länder in Milliarden zu bekommen, genügt es zu wissen, dass die Eurozone Ende 2022 eine Staatsverschuldung von 2757,55 Milliarden hatte. In dieser Zahl sind die Schulden aus den Finanzhilfen für die Mitglieder der Union nicht enthalten.

Und die Vereinigten Staaten? Auch wenn die Schuldenquote der USA nicht zu den höchsten der Welt gehört, ist die Staatsverschuldung der USA proportional zur Größe ihrer Wirtschaft. Wir sprechen von einer Zahl, die man sich kaum vorstellen kann – 33,75 Billionen, also 33.750 Milliarden Dollar.

Die Staatsverschuldung: